"Decke ja oder nein?" Das ist hier die Frage, und diese Frage ist gerade an Tagen wie diesen in aller Reitersmunde. Leider gibt es keine allgemein gültige Antwort 🙈 die Entscheidung ist abhängig von vielen Faktoren. Um nur einige zu nennen, sind das Haltungsform,
Alter, Raufutterangebot, Wetter, Trainingsleistung, Gesundheitszustand, Bewegungsangebot, und und und...
Dazu ein paar Gedanken von uns:
- Decke für nicht eingedeckte Pferde bei niedrigen Temperaturen?
Erfahrungsgemäß nutzen nicht eingedeckte Pferde, also an Umwelteinflüsse gewöhnte Pferde bei Kälte ihre Hautmuskulatur. Sie stellen das Fell ganz gezielt auf, um darunter einen Wärmepolster zu
schaffen der die Haut vor Kälte schützt. Dieser Mechanismus funktioniert bei Trockenheit meistens ohne Probleme und wird bei trockener Kälte durch eine Decke oft nur eingeschränkt. Das Gewicht
der Decke, auch wenn sie leicht ist, hindert das Pferd dabei sein Fell aufzustellen. Es kann unter der Decke keinen Wärmepolster bilden und friert mit dünner Decke eher. Kommt Nässe hinzu, also
Regen oder Schnee, kann es Pferden mit feiner Fellstruktur durchaus schon mal kalt werden und eine Decke ist sicher angebracht. Ist das Fell besonders fein, drückt das Gewicht des Wassers das
Fell an den Körper, ähnlich wie eine Decke, nur kühlt der Körper durch die Nässe aus. In diesem Fall ist der Schutz vor Nässe durch eine Decke sicher empfehlenswert und wärmend.
- Wenn Pferden wirklich kalt ist...
Anhand von Wärmebildern gibt es spannende Nachweise dafür, das unterschiedliche Pferdetypen unterschiedlich viel Wärme verlieren. Besonders Pferde mit hohem Blutanteil, für uns sogenannte
Süd-Pferde ☀️, haben oft eine sehr feine, eher dünne Fellstruktur. Dieser Felltyp neigt zu erhöhtem Wärmeverlust und
ist oft für Schutz durch eine Decke dankbar. Der gegenteilige Felltyp, für uns das Nord-Pferd
🌨️, hat einen dicken, dichten Pelz, oft von gröberer Struktur, der gut isoliert. Solche Pferde wirken
durch eine Decke eher gequält, sie können ihre natürliche Wärmeproduktion nicht nutzen, verspannen, schwitzen gar und sind frustriert.
- Verletzungsrisiko!!
Gerade in Offenställen, auf Koppeln und Ausläufen, besonders bei jungen Pferden wird im Winter durch toben und rangeln gerne Energie abgebaut. Dabei bergen Decken nicht unerhebliche Risiken.
Pferde können sich ineinander verhängen und sich dadurch verletzten.
Unsere Empfehlung: Decken mit Sicherheitsverschlüssen versehen!
- Decken - schwere Wintermäntel verursachen Nackenschmerzen!
Wer kennt es nicht, man steckt den ganzen Tag in dickem Wintergewand und abends gibt es keinen größeren Genuss, als sich ausziehen und die Leichtigkeit zu genießen 🤗 viele Pferde leiden unter der Last oder dem Schnitt ihrer Decke und tun das auch beim Anlegen der
Decke deutlich kund. Bei jeder Decke entsteht Druck bzw. Zug auf den Halsbasis-/vorderen Widerrist- Bereich insbesondere auf die Muskulatur und das Nackenband. Verspannungen und Unwohlsein in
diesem Bereich, aber auch an der Brust bzw. an den Rippen und im Genick sind die Folgen. Fühlt sich das Pferd mit seiner Decke derart unwohl, so empfehlen wir dringend einen genauen Check der
Passgenauigkeit der Decke und einen Check des Pferdes auf Blockaden und Verspannungen.
Achtung: wenn Decken im Brustbereich zu eng sind oder spannen, erschwert das dem Pferd das Aufstehen!! Das Pferd kann sich festlegen!
- zum Thema Hautmuskulatur...
Wenn Pferde gesund sind und besonders in kalten Zeiten entsprechend mehr Raufutter und wertvolle Proteine zur Verfügung haben, die Möglichkeit haben windgeschützt und trocken zu stehen bzw. zu
liegen und fressen ist ein Eindecken unter normalen Umständen nicht notwendig. Die Hautmuskulatur und das Immunsystem werden durch äußere insbesondere Umwelteinflüsse 🌪️
🌧️
🌡️stimuliert und aufgebaut. Diese natürlichen Abwehrmechanismen können aber nur ohne Decke einwandfrei
funktionieren. Und wie viele von uns mittlerweile wissen, sind Pferde besonders im Sommer abhängig von einer gut funktionierenden Hautmuskulatur. Nur mit ihrer Hilfe können sie sich der lästigen
Insekten entledigen. Wird diese Muskulatur im Winter durch eine Decke abtrainiert, muss das Pferd sie im Laufe der Insektensaison erst wieder aufbauen. Oft wirken solche Pferde
"fliegenhysterisch"!
- Stichwort - geschlossene Stallungen, damit das Wasser nicht friert💧
❄️.
Wenn die Stallungen im Winter wieder vielerorts fest verriegelt sind, weiß man es ist richtig kalt. Damit die Wasserzufuhr nicht durch Frost versagt bleiben die Fenster und Türen zu und meistens
sind die Pferde dick zugedeckt. V.a. in kleinen Stalltrakten wird es oft unerwartet warm. Pferde sind wahrliche Heizkörper und erzeugen viel Wärme. Wir empfehlen ein Thermometer im Stall zu
platzieren und dementsprechend das Eindecken angepasst zu überdenken!!
Zusammenfassend gilt beim Eindecken immer zwischen Notwendigkeit des Eindeckens und Belastung durch die Decke abzuwägen. Wir sind keinesfalls Decken-Gegner, glauben und sehen aber oft "falsches"
oder "falsch verstandenes" Eindecken 🙈
🙈 und plädieren auch bei diesem Thema für mehr bewusstes Wahrnehmen und genaues Hinsehen

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